GETO fordert attraktive Landbrücke auch für KMU

Das erfreuliche Fazit der letzten Monate ist, dass trotz einer Reihe von Einschnitten in den politischen, finanziellen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eine beachtliche Stabilität in den Ost-West-Bahnverkehren aufrechterhalten werden konnte.

Frankfurt am Main, 9. Juli 2014. „Das erfreuliche Fazit der letzten Monate ist, dass trotz einer Reihe von Einschnitten in den politischen, finanziellen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eine beachtliche Stabilität in den Ost-West-Bahnverkehren aufrechterhalten werden konnte. Das zeigt erneut, dass die GUS-Staaten zu Recht zu den aussichtsreichsten Märkten für Bahnspediteure und -operateure gezählt werden,“ war die Bilanz von Hans Reinhard, Präsident der Gemeinschaft der Europäischen Transsibirienoperateure und -spediteure GETO auf der Generalversammlung der Assoziation Ende Mai d.J. in Frankfurt am Main. Die rege Entwicklung von Ganzzugcontainerverkehren zwischen Europa und China bestätige ebenfalls, dass der Blick nach Osten für Bahndienstleister solide Perspektiven hat. Kritisch merkte er an, dass es seitens der an den euroasiatischen Verkehren beteiligten Bahnen zu wenig Bemühungen gibt, offene Züge für die Beladung mit einzelnen Containern bzw. Containergruppen verschiedener Unternehmen attraktiv zu gestalten. „Auch in den Handelsbeziehungen mit den GUS-Staaten, der Mongolei und China wird ein wesentlicher Anteil von KMU realisiert. Für diese sind jedoch reguläre Firmenganzzüge keine Option. Wer den euroasiatischen Bahnverkehr nur als Konzert der Großen versteht, verschenkt ein riesiges Entwicklungspotential“, merkte der Präsident der Assoziation an. Ein Vorzeigemodell sind die Eisenbahnfähren von Sassnitz auf der Insel Rügen. Dort haben Unternehmen die Möglichkeit neben Ganzzügen auch Einzelwaggons zu verschiffen. Die GETO Generalversammlung forderte erneut an die Adresse der Bahnen gewandt, Verbesserungen auch für Züge, die für einen möglichst breiten Kundenkreis gerade auch aus der mittelständischen Wirtschaft offen und attraktiv sind. „Wir werden in dieser Forderung nicht nachlassen, zumal Russlands Bahnchef Jakunin als ein Ziel verkündet hat, dass mindestens ein Drittel der über Russland führenden internationalen Transitverkehre offen auch für kleine und mittlere Unternehmen sein soll“, erinnerte Reinhard. Die GETO Unternehmen wollen es dabei nicht nur bei Forderungen belassen, sondern gemeinsam entsprechende Angebote entwickeln und die Erfahrungen gegenseitig nutzen. So wollen z.B. Far East Land Bridge Co. Ltd. (FELB), einer der führenden Anbieter für Containersammelzüge aus China Richtung Europa, und InterRail Service GmbH (IRS) als Betreiber des Ostwind-Westwind-Containerganzzugverkehrs, gemeinsam ein entsprechendes Angebot mit Brest als Schnittstelle am Markt platzieren.

Die GETO, die eine Interessengemeinschaft vorwiegend mittelständischer in Ost-West-Bahnverkehren engagierter Spediteure und Operateure ist, hat in den letzten Jahren an Mitgliederzahl und Ausstrahlung zugenommen. was das weiter steigende Interesse am GUS-Bahnmarkt und insbesondere am eisenbahngestützten Transport zwischen Asien und Europa belegt „Gemeinsam können wir als mittelständische Unternehmen unseren Forderungen nach wettbewerbsfähigen Preisen, mehr Kostentransparenz und sinkenden Kosten, nach einer breiteren Einführung durchgehender Frachtdokumente, der stärkeren Nutzung des elektronischen Datenaustauschs für eine rasche Abfertigung der Container und nach vereinfachten Zollverfahren in den euroasiatischen Bahnverkehren mehr Nachdruck verleihen. Wir werden unsere Anstrengungen in dieser Hinsicht noch intensivieren“, kündigte Reinhard an.

Die GETO befasst sich seit einigen Jahren über den Transsibirienverkehr hinaus mit generellen Fragen des Ost-West-Bahnverkehrs bis nach Zentralasien und Fernost. Sie ist Mitglied des internationalen Koordinationsrates für Transsibirientransporte CCTT in Moskau, dessen Vorsitz der Präsident der Russische Bahn AG Vladimir Jakunin innehat. Der Ehrenpräsident der GETO, Werner Albert, ist zugleich seit Gründung des CCTT in den 90er Jahren dessen Vice Chairman und aktiv in seine Entwicklung involviert.

Als neue Mitglieder der GETO wurden auf ihrer diesjährigen Generalversammlung Fiege Logistics (Switzerland) Ltd., die deutsche GEFCO Gesellschaft und VTG Rail Logistics GmbH aufgenommen. Mit dem CIT (Comité international des transports ferroviaires) konnte im jetzt zu Ende gegangenen Geschäftsjahr ein MoU über das Zusammenwirken unterzeichnet werden. Neu in den Vorstand der GETO wurde Harm Sievers, Geschäftsführer von Baltic Port Rail Mukran GmbH, gewählt. „Der Standort Mukran ist geografisch und infrastrukturell eine wichtige Schnittstelle im Ost-West-Verkehr. Ich freue mich, unsere langjährige Expertise in die GETO einbringen zu können“, äußerte sich Harm Sievers nach der Wahl.

Im Einzelnen wurden auf der Generalversammlung ausführlich der Eisenbahnmarkt in der GUS analysiert und Wachstumsstimuli und Wettbewerbsprobleme für den euroasiatischen Containertransport auf der Schiene diskutiert. Die Situation am Wagenmarkt wurde weiterhin als relativ entspannt gekennzeichnet. Als Risiken wurden hemmende Wirkungen der Sanktionspolitik gegenüber Russland gesehen. Negative Einflüsse auf den Ost-West-Bahnverkehr seien durch die 20%ige Rubelabwertung zu Jahresbeginn, die schwache Binnenkonjunktur, eine gesunkene russische Importnachfrage und eine stärkere Orientierung Russlands in Richtung des asiatisch-pazifischen Raums in jüngster Zeit zu verzeichnen gewesen. Das Interesse Russlands, Kasachstans und anderer auf dem Weg zwischen Westeuropa und Fernost berührter Länder an wachsenden Transiteinnahmen wirke jedoch weiterhin förderlich für die euroasiatischen Bahnverkehre. Daher werde in die entsprechende Infrastruktur selbst in wirtschaftlich schwächeren Perioden investiert. Als größtes Investitionsvorhaben im euroasiatischen Bahnsektor in den nächsten Jahren wurde die Modernisierung von Transsibirischer Eisenbahnmagistrale und der Baikal-Amur Magistrale (BAM) mit einem Investitionsvolumen von rund 562 Mrd. Rubel hervorgehoben. Als förderliche Faktoren für die Bahnverkehre auf der euroasiatischen Landbrücke wurden ebenfalls die Zollunion von Russland, Weißrussland und Kasachstan, die Bereitschaft einer ganzen Reihe aufstrebender chinesischer Provinzen, durch Subventionen die Bahnverkehre mit Europa voranzubringen, schnellere Transitzeiten sowie Fortschritte hinsichtlich einer längerfristig orientierten und flexibleren Tarifgestaltung genannt.

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